Tempranillo

Der Frühe unter den großen Rotweinsorten

Geht es um Wein aus Spanien, darf eine Rebsorte nicht fehlen: der Tempranillo! Er gilt als wichtigste Sorte für leckere Rotweine der iberischen Halbinsel und begeistert sowohl in jungen Jahren wie auch als gereiftere Version. Warum dem so ist, wie die Tempranillo-Weine schmecken und viele weitere Informationen haben wir in unserem Artikel für euch zusammengetragen.  

Herkunft des Tempranillo

Tempranillo wird heute meist mit erstklassigem Rotwein aus Spanien verbunden. Dennoch lag seine genaue Herkunft lange Zeit im Dunkeln. Man vermutete, dass er von der Pinot Noir abstammen könnte, die Zisterzienser-Mönche aus dem Burgund nach der Herrschaft der Mauren mitbrachten. Dies lag u.a. auch deshalb nahe, da es mit Frankreich einen regen Austausch in Sachen Weinbau innerhalb des Ordens gab. Seit den 2010er-Jahren scheint nun aber geklärt, dass es sich bei Tempranillo um eine spontane Kreuzung der Weißwein-Sorte Albillo Mayor und der roten Benedicto handelt. Als Heimat wird Rioja und Aragon vermutet, also der Norden der iberischen Halbinsel. Als „Tempranillo“ wurde sie erstmals zu Beginn des 19. Jahrhunderts in der Rioja erwähnt, im Ribera del Duero als „Aragones“ wohl bereits im 16. oder als „Las Tempraniellas“ sogar schon im 13. Jahrhundert. Es gibt auch einige Fachleute, die davon ausgehen, dass die Tempranillo bereits 1.000 Jahre alt sein könnte. Trotzdem wurde die Rebe bis ins 17. Jahrhundert nur in der Rioja, der La Mancha und dem Valdepeñas angebaut und erlangte ihren weltweiten Ruhm erst in den 1980er-Jahren.

Eigenschaften

Tempranillo wird häufig als spanisches Pendant der edlen Rebsorten Cabernet Sauvignon und Pinot Noir angesehen. Er ist die wohl beste Rotwein-Sorte Spaniens und verdankt seinen Namen der Tatsache, dass er früh reift. Das spanische „Temprano“ bedeutet so viel wie „früh“ und die Verniedlichungsform Tempranillo heißt so viel wie „der kleine Frühe“. Sehr treffend, da die Beeren kleiner sind und früher reif werden als die der Garnacha – der zweiten sehr bedeutenden Rebsorte des Landes. Daneben gibt es weit über 80 Synonyme, die meist von der Region abhängen, in dem der Tempranillo wächst. Im Ribera del Duero nennt man ihn auch Tinta del País oder Tinto Fino, in der La Mancha und im Valdepeñas Cencibel sowie in Argentinien Tempranilla. Die frühreifende Sorte gedeiht am besten auf kargen, kalkhaltigen Lehmböden. Ihre Beeren sind dickschalig, von mittlerer Größe und die Weine eignen sich ausgezeichnet für den Ausbau in Barriques. Doch auch als Jungwein aus dem Edelstahl-Tank macht Tempranillo eine tolle Figur. Die weichen, geschmeidigen und süßen Tannine machen ihn zu einem gefälligen Wein, der mit milder Säure, moderatem Alkoholgehalt und ganz viel Charme begeistert. Sein großes Potenzial offenbart er jedoch durch die Reifung im Eichenfass, was ihn komplexer macht und zusätzliche Aromen beisteuert. Häufig wird Tempranillo mit anderen Rebsorten wie Garnacha, Mazuelo oder auch Macabeo zu einer Cuvée vermählt. Heute findet man ihn auch häufiger als unkomplizierten Roséwein mit ausgeprägten Beerenaromen. Zusätzlich gibt es auch eine weiße Mutation der Rebsorte – den Tempranillo Blanco.

Geschmack und Aromen von Tempranillo-Wein

Tempranillo-Weine sind meist trocken ausgebaut, sehr gefällig und leicht zu genießen. Ihre Bandbreite reicht von mild-fruchtigem bis kräftig-würzigem Geschmack und bietet jedem Weinliebhaber den passenden Rotwein. Je nach Herkunft und Terroir variiert der Geschmack. In den kühleren Regionen ist der Tempranillo eher beerig (Erdbeere, Johannisbeere, Kirsche), während er im wärmeren Klima würziger daherkommt. Natürlich hängt der Geschmack auch davon ab, ob er mit anderen Rebsorten verschnitten wird, wie dies z.B. beim typischen Rioja-Wein der Fall ist. Ein sortenreiner Tempranillo ist von kräftiger, rubinroter Farbe, die sich mit zunehmendem Alter in Richtung Kupferrot entwickelt. Seine samtige Art mit der milden Säure und den weichen Tanninen, gepaart mit dem duftigen und fruchtbetonten Charakter, machen ihn zu einem absoluten Charmeur unter den Weinen. In jungem Alter erinnert er an Kirschen und Waldbeeren (wie Himbeere, Brombeere oder Erdbeere), aber auch Karamell- und Gewürzaromen können bereits zum Vorschein kommen. Darf der Tempranillo im Barrique reifen, erweitert sich seine Palette an Aromen nochmals ungemein. Je nach Holzart kommen dann Vanille- oder sogar Kokos-Noten hinzu und er offenbart sein volles Potenzial. Mit zunehmendem Alter gesellen sich Noten von Pflaumen, Trockenfrüchten, Tabak, Leder, Gewürzen, Lakritz und manchmal auch Teer dazu und ihr könnt einen äußerst spannenden und vielschichtigen Wein genießen. Dabei bewahrt sich Tempranillo auch nach Jahren der Reifung einen jugendlichen Charakter und bietet noch viel Spaß.

Anbaugebiete für Tempranillo

Wie könnte es auch anders sein – die besten Tempranillo-Weine stammen aus Spanien. Hier finden sich die größten Anbauflächen und die Traube ist Hauptsorte einer Vielzahl an DOCa- und DO-Weinen wie z.B.

  • Rioja
  • Ribera del Duero
  • Calatayud
  • Cigales
  • La Mancha
  • Penedés
  • Valdepeñas
  • Bierzo
  • Toro

Häufig wird Tempranillo in Spanien mit Garnacha zu einer Cuvée vereint. Im Nachbarland Portugal verschneidet man sie ebenfalls mit anderen Sorten – beispielsweise im Weinbaugebiet Dão. Daneben findet sie sich in Douro, wird im Alentejo (hier „Aragonês“ genannt) angebaut und ist als „Tinta Roriz“ wichtiger Bestandteil der Portweine. Kleinstbestände an Tempranillo finden sich auch in Frankreich, der Schweiz und sogar in Deutschland, wobei sie hier praktisch keine Rolle spielt. Selbst nach Übersee hat sie es geschafft und wird in den USA, in Australien, Chile, Argentinien und Südafrika angebaut.

Tempranillo und Essen

Bei Tempranillo handelt es sich um einen wirklichen Allrounder, wenn es um das Thema Essen geht. Passend zu seiner Herkunft ist er ein hervorragender Begleiter der spanischen Küche, passt zu pikanten Tapas, Manchego, gegrilltem Gemüse oder auch zu Salami- und Schinken-Spezialitäten. Junger Tempranillo ist der ideale Wein für die Grillparty und schmeckt zu Geflügel genau so gut wie zu Rind und Schwein oder zu Pasta. Wenn ihr einen kräftigen, gereiften Wein habt, könnt ihr diesen auch zu würzigem Braten, zur Lammkeule oder einer Entenbrust genießen.