Grenache alias Garnacha

Star im Hintergrund

Wenn ihr „Grenache“ oder „Garnacha“ hört, an was denkt ihr? So wirklich bekannt scheint die Traube allgemein nicht zu sein. Eigentlich erstaunlich, da sie zu den meistangepflanzten Rebsorten der Welt gehört und viele berühmte Weine ohne sie kaum denkbar wären. Welche das sind, wie die Weine aus der Grenache schmecken und vieles mehr, das erfahrt ihr im Folgenden.

Herkunft der Grenache

Die Rotwein-Sorte heißt eigentlich „Grenache Noir“, da es von ihr auch weitere Varianten wie die weißen Grenache Blanc oder Grenache Gris gibt. So weit verbreitet wie die Grenache ist, so viele verschiedene Bezeichnungen gibt es auch. Neben dieser französischen und dem sehr bekannten spanischen Namen „Garnacha“ gibt es etwas mehr als 150 Synonyme. Auf Sardinien wird sie z.B. Cannonau und in Katalonien Garnatxa genannt. Bekannt ist sie auch als Spanish Black oder Alicante, was auf ihre Herkunft hindeutet. Man geht heute davon aus, dass sie ursprünglich aus Aragón in Spanien stammt. Deren Herrscher hatten lange Zeit eine große wirtschaftliche und politische Bedeutung im gesamten Mittelmeerraum. So verwundert es nicht, dass sich die Grenache von dort aus schnell verbreitete und etliche Länder wie Italien und Frankreich eroberte. Insbesondere im südlichen Rhône-Tal kommt ihr volles Potenzial als Verschnittsorte zum Tragen. Als kraftvoll-elegante Cuvée begeistert sie z.B. im Zusammenspiel mit Rebsorten wie Syrah und Mourvèdre als Côtes-du-Rhône-Villages-Wein oder mit bis zu 12 weiteren Sorten beim namhaften Châteauneuf-du-Pape.

Eigenschaften

Bei Grenache handelt es sich um eine ertragreiche, nicht farbintensive Rebsorte, die alkoholstarke Weine hervorbringt. Es wird ihr nachgesagt, dass sie oxidationsanfällig ist, ihr Wein also mit Sauerstoff dahingehend reagiert, dass der Geschmack negativ beeinflusst werden könnte. Durch den Verschnitt mit anderen Sorten wird dieses Risiko deutlich verringert. Sortenreine Grenache-Weine können durchaus konzentriert und lagerfähig sein. Dies trifft vor allem zu, wenn die Trauben von alten Reben stammen, deren Erträge niedrig gehalten werden und die unter extremeren klimatischen Bedingungen wie Trockenheit und Hitze wachsen. Die Grenache ist grundsätzlich sehr resistent gegen Dürre und mag feuchtes Klima weniger. Für außergewöhnliche Qualität braucht sie sogar einen langen Sommer. Ihre Beeren sind mittelgroß und wachsen dicht beieinander. Sie verfügt zwar über eine dicke Schale, hat jedoch relativ wenig Tannine und ihr Saft ist wenig farbintensiv. Dies und die Tatsache, dass sie äußerst schöne Fruchtaromen zu bieten hat, machen sie auch zur perfekten Traube für Rosé-Weine. Die weiße Variante, die Grenache Blanc, hat es nicht so weit gebracht und wird hauptsächlich im Süden Frankreichs (z.B. in den weißen Châteauneuf-du-Pape-Weinen) sowie in Nordspanien angebaut. Aus der roten Grenache und der Cabernet Sauvignon entstand auch die Neuzüchtung Marselan, die v.a. im französischen Costières de Nîmes geschätzt und angebaut wird.

Geschmack und Aromen der Grenache

Den Geschmack der Grenache kann man wohl am besten als rund, fruchtig und würzig beschreiben. Sie verfügt über viel Körper und ist aufgrund ihres Zuckergehalts auch alkoholreich. Der geringe Tanningehalt sorgt dafür, dass ihr Wein sehr weich erscheint. Mit intensiven Noten von Erdbeeren, Himbeeren und Kirschen betört er die Sinne und macht Lust auf mehr. Die Aromenpalette der Grenache ist äußerst umfangreich und kann marmeladige Noten, Aromen von Pflaume, Brombeeren, Blaubeeren, Granatapfel, Dörrobst wie Rosinen oder auch Schokolade umfassen. Bei gereifteren und hochwertigen Rotweinen sind oft auch Noten von Kaffee, Pfeffer, Zimt, Honig, Oliven, Leder oder Aromen gerösteter Nüsse anzutreffen. Grenache ist ein warmes und wohliges Kraftpaket, das charmant zu begeistern weiß und mit feiner Frische sehr lebendig daherkommt. Diese Eigenschaften machen sich die Winzer weltweit auch zunutze, um sie gewinnbringend mit anderen Rebsorten in Cuvées zu vereinen. Für Frankreich typisch ist die Kombination mit Syrah und Mourvèdre, aber z.B. auch mit Cinsault, Cabernet Sauvignon oder Cabernet Franc, während man sie in Spanien oft als Gespann mit Tempranillo vorfindet. Rosés macht die Traube sehr rund fruchtig und ist z.B. in der Provence sogar vorgeschrieben. Eine Besonderheit, die ebenfalls aus dem roten Multitalent gewonnen wird, sind die Süßweine Banyuls, Maury oder Rivesaltes aus dem Roussillon.

Anbaugebiete der Grenache

Frankreich

Die Grenache findet sich in weiten Teilen Südfrankreichs, insbesondere im Rhônetal, wo sie dichte und würzige Weine hervorbringt. Der große Name in diesem Kontext ist wohl das Châteauneuf-du-Pape-Gebiet, in dem insgesamt 13 verschiedene Rebsorten zugelassen sind. Hier sehen viele Winzer die Grenache als komplexeste Rebsorte an. Teilweise stammen die Trauben auch von sehr alten Rebstöcken, was der Qualität besonders gut tut. Für die Côtes-du-Rhône-Villages-Weine spielt sie ebenfalls eine bedeutende Rolle, da die Cuvée mindestens 50% Grenache enthalten muss. Im Languedoc, z.B. im Minervois, findet man sie häufig in Kombination mit Syrah. Auch insgesamt spielt sie hier eine große Rolle und bildet zugleich die Basis der „Vins doux naturels“, also von Süßweinen wie Banyuls und Maury. Selbst auf die Insel Korsika hat sie es geschafft.

Italien

Wo Korsika ist, kann auch die italienische Insel Sardinien nicht weit sein. Neben dem weißen Vermentino ist die Insel vor allem berühmt für ihren Cannonau, wie die Grenache hier genannt wird. Auch auf Sizilien baut man die Rebsorte an und sie findet sich ebenfalls in der Toskana. In der Maremma dominiert zwar die Sangiovese, häufig wird sie aber auch mit Grenache (hier Alicante genannt) verschnitten, um Morellino di Scansano-Weine zu erzeugen und den besonderen Charakter des Terroirs zu unterstreichen.

Spanien

Als Garnacha zählt sie zu den wichtigsten und meistangebautesten Rebsorten Spaniens, die fast überall vertreten ist. Besonders zu erwähnen ist die Rioja, in der sie den Tempranillo unterstützt, um äußerst leckere Weine hervorzubringen. Zur absoluten Spitzenklasse läuft sie im Priorat auf, wo sie die unangefochtene Sorte Nr. 1 ist, obwohl auch andere, wie Cabernet Sauvignon und Syrah, gute Qualitäten bieten. Daneben ist Garnacha in zahlreichen weiteren Anbaugebieten wie den DOs Calatayud, Bierzo, Cariñena oder der La Mancha vertreten. Sortenrein ausgebaut findet man sie fast nur als Rosé- oder Jungwein.

Weitere Länder

Im Laufe der Zeit hat Grenache natürlich auch viele weitere Länder wie Griechenland oder Israel erreicht. Der Sprung nach Übersee gelang ebenfalls, so dass Grenache heute in Kalifornien, Australien (besonders im Barossa Valley und dem McLaren Vale), Argentinien und Südafrika angebaut wird.

Grenache und Speisen

Wie so oft beim Essen, kommt es in punkto Weinauswahl „darauf an“. Ein rebsortenreiner Grenache-Wein passt hervorragend zu würzigen Fleischgerichten aus Schwein, Rind, Lamm oder Wild. Auch luftgetrocknete Wurst- und Schinkenspezialitäten, Tapas sowie salziger Käse schmecken lecker mit ihm. Vegetarische Speisen wie eine Gemüsepfanne oder gefülltes Gemüse begleitet er mindestens genauso gut. Habt ihr eine schöne Grenache-Cuvée, wie z.B. einen Rhône-Wein im Glas, kommt auch Geflügel in Frage. Bei den vollmundigeren Weinen dürfen es auch deftigere gebratene, geschmorte oder gegrillte Fleischgerichte sein. Viel Spaß beim Ausprobieren und Genießen!