Sangiovese

Das Blut Jupiters und der Rotwein Italiens

Denkt man an italienische Weine, kommt man fast nicht an der Rebsorte Sangiovese vorbei. GroĂźe Weine wie z.B. Chianti, Vino Nobile di Montepulciano oder auch Brunello di Montalcino wären ohne sie nicht denkbar – und das wäre wirklich äuĂźerst schade. Warum es sich hierbei um eine bedeutende rote Sorte Italiens handelt, wo sie herkommt, was Jupiter damit zu tun hat und wo Sangiovese heute ĂĽberall angebaut wird, erfahrt ihr im Folgenden.

Herkunft der Sangiovese

Ohne Zweifel ist die Sangiovese eine der wichtigsten Rebsorten in Italien. Egal ob Chianti Classico, Brunello oder die „Super Tuscans“ der Toskana, umbrische Weine aus Montefalco oder Torgiano, Weine aus der Romagna… ohne die rote Traube geht es einfach nicht. Trotz ihrer Bedeutung ist die Herkunft bis heute nicht genau geklärt. Dennoch darf man vermuten, dass ihr Ursprung in der Toskana liegen könnte, im ursprünglichen Gebiet der Etrusker. Ob es sich bei Sangiovese um eine spontane Kreuzung handelt und wenn ja, welche Rebsorten dafür verantwortlich waren, konnte bisher ebenfalls nicht zweifelsfrei geklärt werden. Sicher scheint hingegen, dass es sich bei Sangiovese Grosso, Prugnolo gentile, Brunello, Morellino und weiteren vermeintlichen Spielarten um ein und dieselbe Rebsorte handelt. Der Name der Traube scheint sich vom Lateinischen „sanguis jovis“ oder dem Italienischen „Sangue di Giove“ abzuleiten, was so viel bedeutet wie das Blut Jupiters. Man kennt sie allerdings unter vielen Bezeichnungen wie Sangioveto, Pfläumchentraube sowie weit über 100 anderen Namen.

 

Eigenschaften

Sangiovese hat eine markante Säure, stellt hohe Ansprüche an Klima und Lage, bietet zugleich aber das Potenzial für hochkarätige und spannende Rotweine. Reifen ihre Trauben voll aus, bleibt auch die Säure eher im Hintergrund und die Tannine im Wein werden filigran und elegant. Sie wurde schon immer mit anderen Rebsorten wie z.B. Canaiolo zu Cuvées verschnitten, in der jüngeren Zeit auch zunehmend mit Cabernet Sauvignon, Merlot oder Primitivo. Sangiovese ist ertragreich und kann sich an unterschiedlichste Bodentypen anpassen, wobei sich kalkhaltige, leichtere Böden am besten eignen. Um höchste Qualität zu erzielen, sollten die Reben zusätzlich in guter, sonniger Lage wachsen und ihre Erträge reduziert werden. Die Kunst der Winzer ist also gefragt, um das jeweilige Terroir bestmöglich im Sangiovese-Wein zum Ausdruck zu bringen. Grundsätzlich eignen sich die Weine unter geeigneten Bedingungen auch für längere Lagerzeiten – gerade wenn es sich um Brunello di Montalcino oder die Super Tuscans handelt. Die Vielfalt an verschiedenen Weinqualitäten und Aromen, die Sangiovese hervorbringen kann, ist einfach beeindruckend.

Übrigens: Sangiovese lässt sich auch als Weißwein keltern, der richtig Spaß macht – wie unser Duca di Saragnano.

Geschmack und Aromen

Sangiovese-Weine sind in der Regel eher hell und von kirsch- bis rubinroter Farbe. Trotzdem verfügen sie über reichlich feine, fast schon seidige Tannine und eine lebendige Säure. Große Weine zeichnen sich insbesondere durch ihre Finesse aus. Typische Aromen der Rebsorte sind Kirsche, Pflaume, Marzipan, Tabak, Kaffee oder auch Leder. Jüngere Weine duften häufig nach Veilchen. Je älter die Sangiovese-Weine werden, umso mehr verändert sich das Aromenspektrum und Noten von dunkler Schokolade, Leder oder Tabak können hinzukommen. Die Rebsorte schmeckt fruchtig nach dunklen Beerenfrüchten wie Brombeeren oder Johannisbeeren. Bei der Reifung in Barriques profitiert sie von frischem Eichenholz und erlangt dadurch zusätzliche Vanillearomen. Gleichzeitig gewinnt der Wein an Eleganz und Tiefe. Weiß gekelterter Sangiovese duftet ebenfalls nach Kirschen, kann zusätzlich aber auch Aromen von Orangenblüten oder Quitten aufweisen. Wird die Sangiovese nach dem Appassimento-Verfahren bereitet, entwickelt sie mehr Zucker und Aromen und der Wein wird samtiger.

Anbaugebiete

Wie könnte es auch anders sein – die größten Anbauflächen für Sangiovese befinden sich in Italien, vor allem in der Toskana. Hier bildet sie die Grundlage vieler DOC- und DOCG-Weine wie z.B. Chianti, Chianti Classico, Vino Nobile di Montepulciano, Brunello di Montalcino, Morellino di Scansano oder auch Bolgheri. Darüber hinaus wächst die Rebe in Umbrien und der Emilia Romagna, deren Sangiovese-Weine aber nicht mit denen der Toskana vergleichbar sind. Hinzu kommen zahlreiche weitere DOC-Gebiete in ganz Italien (z.B. Brindisi, Bardolino, Garda oder auch Alghero), in denen die Traube zugelassen ist. Außerhalb Italiens spielt sie mengenmäßig keine große Rolle, findet sich aber z.B. in Frankreich unter dem Namen „Niellucio“ auf Korsika. Selbst der Sprung nach Übersee hat geklappt und so wird heute u.a. auch in Argentinien und Kalifornien Sangiovese angebaut. Weitere Flächen finden sich in Israel, Rumänien, Neuseeland, Chile, Südafrika und weiteren Ländern. Hierzulande ist sie kaum von Bedeutung, auch wenn es vereinzelt Winzer in Baden und der Pfalz gibt, die mit Sangiovese experimentieren.

Sangiovese zum Essen

Vereinfacht gesagt, eignen sich Sangiovese-Weine hervorragend zu Pizza und Pasta und der italienischen Küche im Allgemeinen. Ein Nudelgericht mit Bolognese- oder Tomatensoße schmeckt ausgezeichnet dazu. Aber auch herzhaftere Wurstsorten wie Salami oder Schinken harmonieren gut mit Sangiovese. Gereiftere Weine, wie z.B. Brunello di Montalcino, könnt ihr auch zu Filetsteaks oder Wild reichen. Handelt es sich um eine Cuvée, bei der Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah enthalten ist, dürfen es auch herzhaft gewürzte Speisen oder Gegrilltes sein. Viel Spaß beim Probieren und Kombinieren!